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Zu diesem Heft (S. 3-4)
Marcel van der Linden
Eine Neubewertung von Friedrich Engels (S. 5-10)
Seit der Debatte um Friedrich Engels Ende der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts, in der es wesentlich um dessen angebliche Verantwortung für die Verbrechen von Marxismus-Leninismus, Stalinismus vor allem, ging, gab es nur wenige Neuerungen. Marcel van der Linden beschreibt anhand einer der wichtigen, international vielfältige Texte enthaltenen Veröffentlichung zum 200. Geburtstag von Engels, hervorgegangen aus einer internationalen Konferenz an der Bergischen Universität Wuppertal, dass und wie erneut und erneuert der emanzipatorische Beitrag von Engels zum Werk von Marx respektive zu einem kritischen Marxismus insgesamt seit dessen eigenen frühen genialen Gesellschaftsanalysen zu Kapitalismus und Klassenverhältnissen zu sehen ist.
Wolfgang Völker
Community-Kapitalismus (S. 11-20)
Mit wesentlichen Neuerungen zu durch kapitalistische Verwertungsinteressen bestimmten und dazu komplementären Arbeitspolitiken (vor allem im Bereich von Care) ist Wolfgang Völker befasst, wenn er den Ertrag einer Studie zum Thema »Community-Kapitalismus« vorstellt und kritisch diskutiert. Im Zentrum stehen dabei Veränderungen der Regulationsweisen des deutschen Sozialstaats – auch in ihren Folgen für Soziale Arbeit –, in dem die Beziehungen von Staat, Markt und Drittem Sektor neu zu bestimmen sind.
György Széll
Der absolute Herrschaftskomplex: Von Constantin bis zu Stalin (S. 21-25)
György Széll schließt in bestimmter Weise an beide vorhergehenden Texte an, indem er die für den Kapitalismus und dessen Geschichte insgesamt bestimmende Frage nach Macht und Herrschaft erweitert, und deutlich macht, dass, wie und mit welchen Folgen in vorkapitalistischen Zeiten in »christlichen Gesellschaften« seit dem Konzil von Nicäa (325 AD) der Katholizismus diese Gesellschaften mit allen Mitteln macht- und herrschaftsmäßig zu dominieren suchte, was erst durch die Reformation geändert werden konnte.
Barbara Rose
»Schwierige Kinder und Jugendliche sind der Normalzustand in Einrichtungen der Erziehungshilfe« (S. 26-35)
Mit »Systemsprengungen« einer völlig anderen Art beschäftigt sich Barbara Rose, wenn sie anhand einer neuen Veröffentlichung die Diskussionen über den Umgang mit »ungebärdigen« Kindern und Jugendlichen, für die es im System der bundesrepublikanischen Kinder- und Jugendhilfe keine angemessenen Angebote zu geben scheint, einer langjährigen Fachdebatte aufnimmt, die bislang wenige Perspektiven ergeben hat. Sie stellt den Stand der Debatte ob der realen Herausforderungen dar und hinterfragt kritisch, was heute an Perspektiven geboten
wird.
Gerd Koch
LANDSCHAFTEN schaffen! (S. 36-40)
Auf eine – völlig? – andere Art von Gesellschaftsanalyse verweist der Beitrag von Gerd Koch, der die These vertritt, dass ein literaturwissenschaftlicher Konferenz-Band konstruktiv zeigen kann, wie der Blick eines ›Poeten‹ oder ›Literaten‹ sozialwissenschaftliches Denken, Verstehen und Eingreifen wesentlich bereichern kann; wenn man denn bereit ist, wie Heiner Müller, sich an und in einer sozialen, soziologischen Landschaft partizipierend zu beteiligen und davon in mehrfacher Weise (inhaltlich wie formal), ›Kundschaft‹ zu geben.
Ulfrid Kleinert
Faszination und Irritation der arabischen Welt – der auf der arabischen Halbinsel lebende Brite Tim Mackintosh-Smith erzählt fachkundig von vielen Details aus 3000 Jahren arabischer Geschichte (S. 41-45)
Auf diese kulturwissenschaftliche Perspektive verweist auch Ulfrid Kleinert, der zum Thema »Arabien « das großformatige Buch eines besonderen Gelehrten, der als Europäer im Jemen lebt und mit der arabischen Welt vor dem Hintergrund ihrer großen Geschichte und den Problemen der Gegenwart mit leidet, vorstellt. Die 600 Seiten des Buches über 3000 Jahre arabischer Geschichte sind sehr persönlich geschrieben; dies führt zur Betonung mancher Epochen und Elemente der Geschichte wie zur Vernachlässigung anderer. Aus der Sicht des Rezensenten (der in einer Reihe von Ausgaben der SLR Forschungsberichte zu arabischer Welt und Theologie wie Politik vom Islam vorgestellt hat) trifft letzteres vor allem auf die Analyse des Verhältnisses der Araber zu Juden und Christen wie insbesondere zum Staat Israel zu.
Birte Klingler
›Kindheit‹ und ›Jugend‹ – Zur Hervorbringung generationaler Differenz in der und für die Sozialpädagogik (S. 46-51)
Wenn man so will, verlängert Birte Klingler in ihrer Darstellung der Erträge eines neuen Bandes zu »Sozialpädagogische Kindheiten und Jugend« die zuvor angedeutete Problemstellung. Denn betrachtet man Kindheit und Jugend als soziale Hervorbringungen, für die institutionelle Konstitutionsprozesse bedeutsam sind, so macht es Sinn, dem Zusammenhang von Kindheit und Jugend einerseits sowie sozialpädagogischen Institutionen andererseits nachzugehen. Plädiert wird somit für eine Verknüpfung von sozialpädagogischen sowie den auf Kindheit und Jugend bezogenen Diskursen und Forschungen.
Micha Brumlik
Demokratie und Menschenrechte – auch und zumal für Kinder und Jugendliche! (S. 46-48)
Micha Brumlik stellt ihm wichtige Neuerscheinungen zum Thema »Demokratiepädagogik« vor. Leitend ist dabei für ihn die Einsicht, dass eine demokratische oder besser noch weiter zu demokratisierende Gesellschaft von den politischen – partizipativen – Interessen und Fähigkeiten wie dem politischen Bewusstsein der nachwachsenden jungen Generationen abhängt. Dies führt auch zur Problematik des Verhältnisses von Bildung und Demokratie.
Sabine Doyé
Marx avant la lettre? Der junge Hegel sozialphilosophisch gelesen (S. 49-67)
Seit 20 Jahren finden sich in der SLR regelmäßig innovative Beiträge zur Debatte um einen kritischen Marxismus, eingelassen darin immer wieder auch über das Verhältnis von Marx und Hegel. Sabine Doyé nimmt eine neue Studie zum »jungen Hegel« zum Anlass, diese Perspektive wesentlich zu erweitern, indem sie nicht nur das immer wieder neu und präzise zu bestimmende Verhältnis von Hegel und Marx in ihren Differenzen und Gemeinsamkeiten reflektiert, sondern auch indem sie vor allem in Bezug auf eben den jungen Hegel dessen Bezug auf die gesamte Philosophie Kants, dessen für ihn revolutionäre Erträge und Defizite – mithin seine Kant-Kritik insgesamt – rekonstruiert und im Anschluss die Besonderheit der Marxschen Analyse der Kritik der politischen Ökonomie in der Bedeutung für eine Analyse und Kritik des Sozialen herausstellt.
Benno Teschke
Ex Oriente Lux? The Extra-European Origins of ‘European’
Capitalism Reconsidered (Teil 1) (S. 68-79)
Analysen zur Frage der Entstehung des Kapitalismus werden seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert und beziehen sich wesentlich immer auch auf die Frage nach dem Verhältnis von endogenen und exogenen Gründen für den Aufstieg des Kapitalismus in England. Eingelassen ist in diese Debatte immer auch die Frage, inwieweit in der jeweiligen Position ein Eurozentrismus oder dessen Gegenteil enthalten ist. Benno Teschke rekonstruiert in einem grundlegenden und großformatigen Zugriff, dessen zweiter Teil in der SLR 86 erscheint, wesentliche Argumente unterschiedlicher Ansätze und Positionen, ihrer Überzeugungskraft und Perspektive wie ihrer politischen Bedeutung. Es geht mithin in einer impliziten Aufnahme vorhergehender Beiträge immer auch um die Frage, was den ›Politischen Marxismus‹ ausmacht.
Walter Gehres
Stationäre Erziehungshilfe in Zeiten »Totaler Institutionen«.
Ein Forschungsbericht über Sozialisationsbedingungen und ihre Folgen (Teil 1) (S. 80-89)
Vor dem Hintergrund der von Barbara Rose ausgemachten Aufgabe für eine kritische Kinder- und Jugendhilfe(forschung), sich mit dem Thema »Geschlossene Unterbringung« auseinanderzusetzen, erhält der weitgreifende Forschungsbericht zur Heimerziehung von Walter Gehres eine besondere Bedeutung. Im ersten Teil seines Textes (Fortsetzung in der SLR 86) strukturiert er in Interesse heischender wie herausfordernder Weise vorliegende empirische Forschungsbeiträge und bezieht darin vorgestellte Ergebnisse immer wieder auf das von Goffman geprägte Konzept »totale Institution«.
Manfred Liebel
Flexible Anpassung oder Widerstand?
Teil 2: Alternativen zur Resilienzforschung mit Kindern im Globalen Süden (S. 90-102)
Während Manfred Liebel sich im ersten Teil seiner Analysen von »Resilienz« unter der Überschrift »Paradoxien und Fallstricke der Resilienzforschung zu Kindern« dem Globalen Norden widmete, befasst er sich nun mit dem, was für den Globalen Süden in Bezug auf differenten Konzepte von Resilienz erhebbar ist. Dies im Interesse festzustellen, ob es möglich sein könnte, die Begrenzungen dessen, was für den Globalen Norden festzuhalten ist, zu überwinden. In dieser Perspektive werden Ansätze vorgestellt und diskutiert, die das Leben im Kontext sozialer Bewegungen vor allem indigener wie marginalisierter Gruppen, hauptsächlich in Lateinamerika, unter dem Begriff des« Widerstandes « sammeln. Interessiert ist er zudem an der Frage der methodologischen Begründung eines Forschungsansatzes, der dazu beitragen kann, den Widerstand von Kindern sichtbar zu machen, um diese besser zu verstehen und sie zu unterstützen.
Christine Meyer
Über die (zu unsichtbare) Kontinuität von Hunger bzw. Ernährungsarmut in der nahrungsmittelüberschussproduzierenden Gesellschaft (S. 103-115)
Nicht nur unter den Bedingungen dessen, was als Armutsökonomie und als Folge gegenwärtiger neoliberaler Politiken wie aktuell des Ukraine-Krieges festzuhalten ist, sondern historisch wie systematisch sollte daran festgehalten werden, so die These von Christine Meyer, dass »Hunger« ein grundlegendes menschliches Problem darstellt, das wesentlich zu den Gegenständen, mit denen sich Soziale Arbeit befassen sollte, gehört – auch wenn dies über lange Zeit in der Sozialen Arbeit als Nebensache behandelt wurde. Im Kontext einer Theorie menschlicher Grundbedürfnisse und der Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit von deren Befriedigung, eingelassen darin die Aufgabe der Verminderung bzw. konsequenten Beseitigung von Armutslagen in Gesellschaften, muss Soziale Arbeit sich dieser Aufgabe wieder annehmen und entsprechende Praxisformen entwickeln.
Stephanie Spanu
Care Work 4.0 – Digitalisierung in der beruflichen und akademischen Bildung für personenbezogene Dienstleistungsberufe (Marianne Friese) (S. 116-117)
Carsten Schröder
Handbuch Inobhutnahme. Grundlagen – Praxis und Methoden – Spannungsfelder (Fachgruppe Inobhutnahme) (S. 118-119)
Micha Brumlik
Kann es einen demokratischen Nationalismus geben? Über den Zusammenhang zwischen Nationalismus, Zugehörigkeit und Gleichheit in Europa von 1789 bis heute (Christian Jansen/Marianne Zepp) (S. 120)
Michael Görtler
Zeit im Lebensverlauf. Ein Glossar (Sebastian Schinkel/Fanny Höse/Sina-Mareen Köhler/Alexandra König/Elisabeth Schilling/Julia Schreiber/Regina Soremski/Maren Zschach) (S. 121-122)
Manfred Liebel
Befreiungswissen als Forschungsprogramm. Denken mit Heinz Steinert (Andreas Kranebitter/Monika Mokre/Arno Pilgram/Veronika Reidinger/Christoph Reinprecht/Karl Reitter) (S. 123)
Micha Brumlik
Ins Denken ziehen. Eine philosophische Autobiographie (Dieter Henrich) (S. 124-127)
Autor*innen (S. 128)
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