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Rezensionsaufsätze
Reinhart Wolff
Soziale Arbeit: Disziplin und Politik (S. 5-11)
Soziale Arbeit ist seit ihren Anfängen mit konkurrierenden Ansprüchen, widersprüchlichen gesellschaftlichen Bedingungen, Unsicherheiten bezüglich ihrer Grundlegungen und ganz praktischen Anforderungen in der Arbeit mit unterschiedlichem Klientel konfrontiert. Demzufolge ist die Frage ihrer disziplinären Identität wie nach dem Verhältnis von Politik, Disziplin und Profession stetig umkämpft. Reinhart Wolff stellt die Erträge einer neuen Publikation zum Thema vor und diskutiert, inwiefern deren divergierende Beiträge klärende Perspektiven enthalten.
Manfred Liebel
Zur Bedeutung von Kindheitsforschung für die Kinderpolitik (S. 12-19)
Die neue Kindheitsforschung (childhood studies oder new sociology of childhood im internationalen Kontext) wollte von Beginn an nicht nur disziplinär Kindheit in neuer Weise erforschen und situieren, sondern auch praktisch auf Bedingungen von Kinderleben positiv einwirken. Dies im Sinne einer emanzipatorischen Kinderpolitik, damit die Stellung der Kinder in Gesellschaft betreffend. Manfred Liebel diskutiert Leitmotive und Perspektiven von 2 Bänden einer angelsächsischen Autorin, die die Folgen möglicher Fassungen des Verhältnisses von Kindheitsforschung und Kinderpolitik rekonstruiert und kritisiert.
Michael May
Zu den Blindstellen gegenwärtiger Rezeption der Arbeiten Alfred Lorenzers (S. 20-32)
Alfred Lorenzer, dessen Werk vor 50 Jahren mit dem Anspruch der Kritik des szientifischen Selbstmißverständnisses von S. Freud und einer sozialwissenschaftlich akzentuierten Reformulierung der Psychoanalyse seinen Ausgang nahm, ist inzwischen – nach einer Ruhepause – national und international ›in‹. Von daher nimmt es nicht wunder, dass – wie Michael May aufweist –, zunehmend Publikationen über sein Werk, dessen Status und Vergleichbarkeit erscheinen. Deutlich wird so die Relevanz eines kritischen Ansatzes, der Gesellschaft und Verfasstheit von Personen zum Gegenstand hat, für unsere Gegenwart.
Micha Brumlik
Trauerarbeit an Vernunft- und Technikkritik – Wie ist Heideggers Antisemitismus zu bewerten? (S. 33-36)
Welche grundlegenden Fehler mit angeblich ›großen Geistern‹ zu verbinden sind, zeigt immer wieder der Fall »Heidegger«. In seiner Verblendung hat er selber bestimmt, dass seine »Schwarzen Hefte«, die seinen Antisemitismus für alle aufweisen, an das Ende der umfangreichen Gesamtausgabe zu setzen seien. Micha Brumlik rekonstruiert wesentliche Argumentationen eines Bandes, der aus einer internationalen Tagung an der Universität Siegen hervorgegangen ist, und in allen seinen Beiträgen Heideggers Antisemitismus im Kontext seines Werkes zum Gegenstand hat.
Forschungsbericht
Wolfdietrich Schmied-Kowarzik
Neuere Versuche, Marx wiederzuentdecken und weiterzuentwickeln (S. 37-46)
Wolfdietrich Schmied-Kowarzik setzt sich grundlegend mit drei umfangreichen Neuerscheinungen auseinander, die den Versuch unternehmen, die Marxsche Philosophie neu ins Gespräch zu bringen. U. Lindner geht in seinem Buch Marx und die Philosophie vom heutigen Selbstverständnis der sozialwissenschaftlichen Theorie aus und entdeckt in Marx‘ Spätwerk der Kritik der politischen Ökonomie erste Schritte in diese Richtung, während er die philosophische Grundlegung der geschichtsmaterialistischen Dialektik als Metaphysik abtut. Ganz anders versucht sich J. Hoff in seiner Untersuchung Befreiung heute von der gegenwärtigen Marx-Rezeption her dem emanzipationstheoretischen Denken von Marx zu nähern. Hoff sieht in der gegenwärtigen sog. »neuen Marx-Lektüre« zwar das Kernstück für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Marx, aber ohne Rekurs auf die sozialethische Zielsetzung des Marxschen Denkens bliebe die bis heute anhaltende Faszination seiner revolutions- und geschichtstheoretischen Impulse unverständlich. Das dritte Werk von H. Müller Das Konzept PRAXIS tritt nicht von außen an Marx heran, sondern rekonstruiert sein Gesamtwerk von seinem praxisphilosophischen Anliegen her und verfolgt sodann diese Gedankenlinie über Ernst Bloch, Herbert Marcuse und Henri Lefebvre weiter, um schließlich zu praxistheoretischen Konkretionsvorschlägen zu kommen, die mit Marx über Marx ins 21. Jahrhundert hinausführen. Diese in eine breitere Transformationsdebatte eintretenden Vorschläge werden einer kritischen Prüfung und Diskussion für würdig befunden.
Essays
Alfred Kleinknecht
Nach den Hartz-Reformen: Mehr Jobs durch eine Produktivitätskrise? (S. 47-50)
Der sozial- und gesellschaftspolitische Skandal der letzten 20 Jahre war bekanntlich die Einführung der sog. Hartz IV-Reformen – nicht nur ein Beispiel für den neoliberalen Mißbrauch des ›Reform‹-Begriffs, sondern auch nur verständlich im Zusammenspiel mit einer ›Unternehmenssteuerreform‹ (sic), die laut IMK-Analyse jedes Jahr 75 Milliarden € kostet. Besonders katastrophal ist die Behauptung, auf diese Weise würden Arbeitsplätze geschaffen. Alfred Kleinknecht analysiert Hartz aus der Perspektive einer kritischen Politischen Ökonomie und weist nach, dass die Deregulierung von Arbeitsmärkten nach den Rezepten der Angebotsökonomie nicht nur negative Auswirkungen auf die Innovation hat, sondern auch zu einer Senkung der Wachstumsraten von Arbeitsproduktivität führt. Das geringe Innovationstempo hat aber einen ›Vorteil‹, der dem Zynismus seiner Erfinder in nichts nachsteht: es gibt mehr Jobs, allerdings vor allem schlecht bezahlte und prekäre Jobs.
Effi Boehlke
Didier Eribon – Auf der Suche nach dem verdrängten Selbst (S. 51-57)
Sind die ›Opfer‹ des Neoliberalismus, Prekariat oder ›white trash‹, Opfer oder Täter; wissen sie, wenn sie – komplementär zu den vielen ›upper class‹-Leuten, für die das ›normal‹ ist und war – anstelle von vormals sozialdemokratischen Parteien nunmehr häufig rechtsradikalen Parteien in Wahlen und sonstwie zu Einfluss verhelfen, was sie tun? Effi Boehlke nimmt Didier Eribons vieldiskutierten Band, Rückkehr nach Reims zum Anlass, zum einen dieses Werk im Kontext seiner anderen Produktionen und zum zweiten die ›Logik‹ seiner Darstellung, in der die Konfrontation mit der eigenen Klassenherkunft und deren alten politischen Orientierungen wesentlich ist, zu diskutieren. Denn offensichtlich befinden wir uns – plötzlich – in einer ›Krise der Demokratie‹, die nach sozialen, politischen wie sozialpsychologischen Aufklärungen über ihre Wurzeln verlangt – auch am Beispiel jener, die früher für die KPF und nun Le Front National votieren.
Harald Ihmig
Luther anders – Die Opposition gegen die Kommerzialisierung des Lebens (S. 58-70)
Dass gesellschaftliche Veränderungen in der Gestalt von Revolutionen sich sehr unterschiedlich zu interpretierenden Wurzeln und Ursprüngen verhalten, zeigt exemplarisch die Luther-Interpretation von Harald Ihmig, dessen Text wir hier nicht nur des Luther-Jahres wegen ›bringen‹. Er lenkt den Blick auf eine bislang wenig beachtete Akzentuierung der Reformationsgeschichte, indem er Luther Angriff auf die katholische Kirche als Opposition gegen die Kommerzialisierung des Lebens in einer konkreten geschichtlichen Situation liest (also das, was in angelsächsischen Angriffen auf den Neoliberalismus heute ›marketisation and commodification‹ aller Lebensverhältnisse genannt wird). Damit gewinnt die Reformation eine erneuerte Aktualität.
Dirk Geldof
Das Konzept der Superdiversität und seine politisch-professionellen Herausforderungen (S. 71-81)
Gesellschaftlich konkrete Veränderungen einer anderen Qualität, gleichwohl alltägliche Lebensbedingungen betreffend, analysiert Dirk Geldof, wenn er unter dem Label »Superdiversität« Konsequenzen von unterschiedlichen Migrationsbewegungen nachspürt und deren politisch-professionelle Herausforderungen diskutiert. Dem inhärent ist zugleich der Anspruch, forschungsmethodologische Konsequenzen, die aus der Kritik des Nationalismus erwachsen, zu ziehen, um Prozesse der Transmigration in ihrer Multidimensionalität und Temporalität angemessener als dies bislang geschieht beschreiben und begreifen zu können. Soziale Arbeit könnte profitieren.
Hyo Seon Lee
The style of life reconsidered – Alfred Adler's work and its affinity to recent biographical research (S. 82-88)
Auch der Text von Hyo Seon Lee handelt von Veränderungspotentialen, wenngleich in anderem Rahmen. Gewürdigt wird das Werk des »Genius im Schatten« – von Freud und Jung – im Kontext der Entstehung der Psychoanalyse zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Alfred Adler. Gezeigt wird seine gegenwärtige Bedeutung mit Bezug auf Ansätze von Biographieforschung in Sozialer Arbeit und Sozialwissenschaften insgesamt. Im Zentrum steht dabei vor allem sein Beitrag zu einer Lebensstil-Analyse, der vor dem Hintergrund der Entzifferung der Bearbeitung von Lebensaufgaben für Fragen von Entwicklung wie kreativer Kraft wesentliche Bedeutung zukommt.
Einzelbesprechungen
Waltraud Seidel-Höppner
Wilhelm Weitling (1808-1871). Eine politische Biographie (Wolfgang Nitsche) (S. 89-93)
Thomas Matys
Legal Persons – ›Kämpfe‹ und die organisationale Form (Alfred Kieser) (S. 93-97)
Chris Hedges
Wages of Rebellion. The Moral Imperative of Revolt (Heinz Sünker) (S. 97-98)
Alex Aßmann
Klaus Mollenhauer. Vordenker der 68er – Begründer der emanzipatorischen Pädagogik (Astrid Kaiser) (S. 98-100)
Rita Braches-Chyrek/Heinz Sünker
Soziale Arbeit in gesellschaftlichen Konflikten und Kämpfen (Sarah Sobeczko) (S. 101-104)
Werner Thole/Björn Milbrandt/Sabrina Göbel/Michaele Rißmann
Wissen und Reflexion. Der Alltag in Kindertageseinrichtungen im Blick der Professionellen (Lukas Schildknecht) (S. 104-107)
Alexander Gruber
Beraten nach Zahlen. Über Steuerungsinstrumente und Kennzahlen in Beratungsprojekten (Thomas Matys) (S. 107-110)
Eric Mührel/Christian Niemeyer/Sven Werner
Capability Approach und Sozialpädagogik. Eine heilige Allianz? (Benedikt Hopmann) (S. 110-113)
Dominik Wagner
Familientradition Hartz IV? Soziale Reproduktion von Armut in Familie und Biografie (Katrin Menke) (S. 113-115)
Autorinnen/Autoren (S. 116)
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