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Rezensionsaufsätze
György Széll
Terror im Zeitalter des Terrors (S. 5-9)
Terror scheint gegenwärtig zur Signatur unseres Zeitalters zu werden, nachdem viele schon glaubten, Terror nach dem Ende von Faschismus, Stalinismus, Kolonialismus und diversen Imperialismen überwunden zu haben. György Széll stellt eine überzeugende Analyse zur momentan wohl herausforderndsten Gestalt von Terror, verkörpert im »Islamischen Staat«, vor. Er zeigt die Verortung dieser derzeit offensichtlich erfolgreichsten islamistischen Terrororganisation auf, verweist auf Bündnispartner und Finanziers.
Lana Pavic
Über die Aktualität des Begriffes »Verzeihen« – Warum ist es auch heute wichtig, Jankélévitch zu lesen? (S. 10-15)
Handelt man von Terror und dessen Folgen für das Leben von Menschen, dann handelt man zugleich von der Frage, wie mögliche Formen des Umgangs mit Terrorfolgen – auf welcher Ebene – aussehen können. Lana Pavic erinnert an die Aktualität des in diesem Rahmen wichtigen Begriffes »Verzeihen«, der mit dem Werk des zu Unrecht vergessenen französischen Philosophen Vladimir Jankélévitch zu verknüpfen ist. Dieser zentriert sich in seiner Moralphilosophie nach dem Ende des deutschen Faschismus vor allem auf die Frage, ob es möglich sei, angesichts des Holocaust zu verzeihen – und wem.
Max Reinhardt
Transformation im 21. Jahrhundert: zwischen Stillstand, Evolution und dem Aufbruch in eine neue Gesellschaft (S. 16-25)
Terror will gesellschaftliche Verhältnisse grundlegend verändern. Max Reinhardt rekonstruiert und diskutiert Leitmotive und Argumentationsfiguren eines Bandes, in dem die Frage nach gesellschaftlichen Transformationen im 21. Jahrhundert angegangen wird. Dabei geht es um die Beziehungen zwischen gesellschaftlichem Stillstand, gesellschaftlicher Evolution und den Möglichkeiten des Aufbruchs in eine neue Gesellschaft, damit um die Frage nach Machtbedingungen und Akteuren.
Bernhard Martin
Soziale Identität? (S. 26-32)
Die Frage nach den Akteuren gesellschaftlicher Transformationen lässt sich vielleicht im Kontext einer soziologisch vermittelten Sozialpsychologie auch als Frage nach sozialer Identität formulieren. Bernhard Martin stellt Vorgehen und Ergebnisse eines Bandes vor, mit dem einflussreiche Theorien der Sozialpsychologie zur sozialen Identität und zur Selbstkategorisierung diskutiert und durch Bezüge auf psychoanalytische Ansätze erweitert werden (sollen).
Christian Niemeyer
100 Jahre Jugendbewegung (S. 33-39)
Über die soziale Identität einer Bewegung sowie die ihrer Mitglieder handelt Christian Niemeyer in seiner Vorstellung von »100 Jahre Hoher Meißner«. Die deutsche Jugendbewegung ist bekanntlich seit längerem mit der Frage nach ihrem Verhältnis zum Nationalsozialismus als der deutschen Gestalt von Faschismus konfrontiert (vgl. SLR 69). Leider, so der Autor, verlängert der Band die Versuche des bereits problematisierten Verschweigens der Einbindung vieler Jugendbewegter in den Nazismus und leistet keinen Beitrag zu einer aufgeklärten Geschichtsschreibung.
Timm Kunstreich
Kinderschutz heute (S. 40-46)
Fragen terroristischer Aktionen im Kontext des Generationenverhältnisses thematisiert Tim Kunstreich, wenn er zwei Bände vorstellt, die dem Thema »Kinderschutz heute« gewidmet sind. Angesichts des Todes von (kleinen) Kindern, sexueller wie körperlicher Gewalt gegen Kinder, Kindesvernachlässigung gibt es gegenwärtig immer wieder das Phänomen ›große öffentliche Aufmerksamkeit‹, das sich von solchen »Fällen« ausgehend auf Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe und ihre Professionellen richtet. Dabei erschöpfen sich die Reaktionen allerdings mehrheitlich in dem, was die Verhältnisse nicht verändert, sondern nur verlängert. Dementsprechend wird hier, um dies zu ändern, für einen Paradigmenwechsel plädiert, mit dem Kinder als eigenständige Subjekte anerkannt und Praxen zu Ihrem Schutz und ihrer Unterstützung aus ihrer Perspektive geplant und realisiert werden.
György Széll
Arbeiterbewegung und nationale Frage (S. 47-50)
Terror war klassisch und mehrheitlich mit der Gestalt nationalistisch verursachter Kriege verbunden. Erstaunen erzeugte dabei immer wieder, dass die Arbeiterbewegung allem Pazifismus und Internationalismus ihrer Position(en) bzw. Reden zum Trotz sich, von Ausnahmen abgesehen, zum Krieg verhetzen oder auch sich einbinden ließ. Unter dem Titel »Arbeiterbewegung und nationale Frage« verhandelt György Széll vor diesem Hintergrund Beiträge und Erträge eines Bandes zur Debatte um Arbeiterbewegung, Globalisierung und Nation.
Essays
Michael Schneider
Integriert? Arbeiterschaft und Arbeiterbewegung im »Dritten Reich« (S. 51-61)
Wie wirkungsvoll Terror im Zusammenhang mit sozial- und wirtschaftspolitischen Integrationsmaßnahmen sowie Propaganda und Zwang sein kann, zeigen Analysen zum Thema »Arbeiter und Arbeiterbewegung im Nationalsozialismus«. Michael Schneider rekonstruiert in einem großformatigen Zugriff Positionen in dieser Debatte und zeigt, dass auf der einen Seite politische Integration funktionierte, andererseits aber Arbeiterinnen und Arbeiter einen überproportional hohen Anteil an allen als politisch motiviert bestimmbaren Handlungen hatten: Das Spektrum des politischen Dissenses reichte vom Meckern und (punktueller) Kritik an einzelnen Maßnahmen des Regimes über Akte der Leistungszurückhaltung, die als Arbeitsverfehlung streng geahndet wurden, bis hin zum bewussten politischen Widerstand. Außerdem überlebten die Kerne der sozio-kulturellen Arbeitermilieus. Das Fortleben von Solidarstrukturen sowie die hohe Zahl von nicht regimetreuen Äußerungen und Handlungen gerade der Arbeiterklasse markieren eine der Bruchlinien innerhalb der »Volksgemeinschaft«, die in der sozialen Realität eben nicht so »harmonisch« war, wie dies nach 1945 von den als zugehörig Anerkannten vielfach erinnert wurde – und in letzter Zeit wieder behauptet wird.
Torsten Brandt
Digitalisierung, Gute Arbeit, nachhaltige Wohlstandsentwicklung – Zeit für eine neue Leitbilddiskussion der arbeitspolitischen Zukunftsdebatte (S. 62-72)
Dass eine grundlegende gesellschaftliche Transformation auf der Tagesordnung stehen müsste, zeigt und unterstreicht der grundlegende Beitrag von Torsten Brandt zu Arbeitspolitik, Veränderungen von Arbeit, dem Konzept ›gute Arbeit‹ und zur Möglichkeit einer nachhaltigen und Allgemeinheit stiftenden Wohlstandsentwicklung. Seine Rekonstruktion wesentlicher Leitmotive aus Arbeitspolitik und Arbeitszeitpolitik sowie sein Aufweis des gesellschaftskritischen Potenzials des Nachhaltigkeitsbegriffes führt (ihn) zu einer Neukonzipierung des Begriffes von Wohlstand im Kontext einer politisch-emanzipatorischen, demokratieförderlichen Perspektive.
Ioanna Menhard
»Mündigkeit« – ein zeitgemäßer Begriff? (S. 73-84)
In die Kontextualisierung einer derartigen Perspektive einbegriffen ist ein Begriff von »Mündigkeit«, mit dem die Aufklärungstradition mit ihrer Rede von der Mündigkeit aller ernst genommen wird. Ioanna Menhard entwickelt die historische Situiertheit von Mündigkeit in der Aufklärungsepoche und nimmt sie als Ausgang einer Diskussion wesentlicher Problemstellungen einer politischen Pädagogik, mit der gesellschaftstheoretische und gesellschaftspolitische Themen eingefangen werden können. Dies im Interesse einer Überwindung entmündigender gesellschaftlicher Verhältnisse.
Trendberichte
Michael May
Analyse von Veränderungsprozessen in frühkindlichen Interaktionen und psychodynamischen Therapien: Zu den professionalitätstheoretischen Konsequenzen des integrativen Paradigmas und seiner Kritik (S. 85-101)
Trendberichte Seit etwa 20 Jahren werden Befunde der Säuglingsforschung, wie sie Daniel Stern entwickelt hat, auch in der bundesrepublikanischen Fachdiskussion rezipiert. Dies bezieht sich nicht nur auf die Entwicklungspsychologie, sondern auch auf Psychotherapien. In der Weiterentwicklung von Forschungen, die sich schwerpunktmäßig mit der Interaktion von Kleinkindern und den sie versorgenden Erwachsenen beschäftigten, sind inzwischen dabei entwickelte Modelle vor dem Hintergrund einer Theorie dynamischer Systeme zu einem »integrativen Paradigma« der Analyse von »Veränderungsprozessen« synthetisiert worden. Als Boston Change Process Study Group (BCPSG) werden mit diesem Instrumentarium Verläufe psychodynamischer Therapien mikroanalytisch untersucht. Michael May stellt diese Befunde facettenreich dar und diskutiert ihre weitgreifende Bedeutung wie Grenzen für die personenbezogene soziale Dienstleistungsproduktion.
Christine Meyer
Soziale Arbeit, demographischer Wandel und Alternsprozesse – Das Profil Sozialer Altenarbeit (S. 102-116)
Auf Entwicklungs- und Veränderungsprozesse, die gleichfalls für den Bereich personenbezogener sozialer Dienstleistungsproduktion relevant, aber auf andere Kontexte zu beziehen sind, verweist der innovative Beitrag von Christine Meyer, der ein Profil Sozialer Altenarbeit auf der Folie von Verhältnisbestimmungen zwischen Sozialer Arbeit, demographischem Wandel und Alternsprozessen vorstellt. Ins Bewusstsein zu rufen ist, dass ein Großteil der Beschäftigten der Sozialen Arbeit in Arbeitsfeldern tätig ist oder sein wird, für die Erkenntnisse über Alternsprozesse wesentlich sind.
Einzelbesprechungen
Colin Crouch
Die bezifferte Welt. Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht.(Ludwig Heuwinkel) (S. 117-120)
Stephan Lessenich/Mario Neumann/Thomas Seibert/Andrea Ypsilanti
Anders regieren? Von einem Umbruch, der ansteht, aber nicht eintritt. (Markus Steinmayr) (S. 120-122)
Claus Leggewie
Politische Zeiten. Beobachtungen von der Seitenlinie. (György Széll) (S. 123-124)
Rita Braches-Chyrek/Charlotte Röhner/Heinz Sünker/Michaela Hopf
Handbuch Frühe Kindheit. (Jens Müller) (S. 125-126)
Gunda Voigts
Kinder in Jugendverbänden – Eine empirische Untersuchung zu Strukturen, Konzepten und Motiven im Kontext der gesellschaftlichen Debatten um Inklusion. (Frederik Schwieger) (S. 127-128)
Dima Zito
Überlebensgeschichten. Kindersoldatinnen und -soldaten als Flüchtlinge in Deutschland. Eine Studie zur sequentiellen Traumatisierung. (Charlotte Röhner) (S. 128-130)
Bettina Hünersdorf
Spiel-Plätze in der Stadt. Sozialraumanalytische, kindheits- und sozialpädagogische Perspektiven. (Christina Müller) (S. 130-133)
Bernhard Bonz/Friedhelm Schütte
Berufspädagogik im Wandel. Diskurse zum System beruflicher Bildung und zur Professionalisierung. (Gabriele Molzberger) (S. 133-138)
Andrea Braun/Gunter Grasshoff/Cornelia Schweppe
Sozialpädagogische Fallarbeit. (Timm Kunstreich) (S. 138-140)
Autorinnen/Autoren (S. 141)
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