Beiträge
Jan V. Wirth
Die soziologische Systemtheorie und der Capability-Approach: Synergien für eine Theorie der Lebensführung in der Sozialen Arbeit? (S. 533-546)
Nach Jan V. Wirth ist die differenzierungstheoretische Systemtheorie in der Lage, die Beobachterrelativität von Annahmen über Hilfsbedürftigkeit systematisch zu berücksichtigen. Zudem sind Systemtheorien Sozialer Arbeit aufgrund ihrer immanenten Mehrperspektivität in der Lage, das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft nicht nur als Konfliktverhältnis, sondern zugleich auch als Ermöglichungsverhältnis zu beschreiben, in dem Zurechnungsprozesse beziehungsweise die soziale Konstruktion und Durchsetzung bestimmter Zurechnungen auf Gesellschaft beziehungsweise Individuum eine entscheidende Rolle spielen. Mit systemtheoretischen Bestimmungen, die Soziale Arbeit als organisierte Hilfe in der primär funktional differenzierten Gesellschaft skizzieren, lassen sich schließlich produktive Annahmen im Hinblick auf das Entstehen von Hilfsbedürftigkeit im Lebensverlauf entwickeln.
Kathrin Klein-Zimmer/Katharina Mangold/Anja Wrulich
Jugend als Grenzbearbeiterin – Zur Produktivität einer Metapher im Kontext der Forschung und Diskurse um Transnationalität (S. 547-565)
Kathrin Klein-Zimmer, Katharina Mangold und Anja Wrulich verfolgen in ihrem Beitrag das Ziel, die Metaphorik der Grenze und Grenzbearbeitung nutzbar zu machen und auf den Forschungsgegenstand »Jugend und Transnationalität« anzuwenden. Damit lassen sich beide Konstrukte – Jugend und Transnationalität – durch eine grenzanalytische Perspektive aufeinander beziehen. Transnationalität hat eine Affinität zu Grenzen, da hier von der Überschreitung nationaler Grenzen ausgegangen wird, und auch Jugend wird mit der Überschreitung, Bearbeitung und Veränderung von vielfältigen Grenzen, wie beispielsweise Altersgrenzen, Geschlechtsgrenzen, Milieugrenzen oder Generationsgrenzen, assoziiert.
40 Jahre Martin-Bonhoeffer-Häuser – Zur Geschichte und Gegenwart der Heimerziehung
Hans Thiersch
Erinnerungen und Perspektiven (S. 566-577)
40 Jahre Martin-Bonhoeffer-Häuser, 40 Jahre Entwicklung aus kleinen Anfängen, die zur damals dominanten Heimerziehungs-Szene eher alternativ und aufrührerisch waren, zu einer großen, weithin anerkannten Einrichtung – das gibt Anlass zum Feiern, aber auch zu kritischselbstkritischen Fragen. Um hier zu Klärungen zu kommen, braucht es Abstand zum unmittelbaren Anlass und ausholendere Überlegungen. Hans Thiersch beginnt seine Erinnerungen und Perspektiven zunächst mit Bemerkungen zur Geschichte der Kinder und Heranwachsenden, die keinen Ort für ein eigenes Leben hatten, die ums Überleben kämpfen mussten, ordnet dann die Bonhoeffer-Häuser in diese Entwicklungen ein und wirft schließlich die Frage auf nach Perspektiven der Heimerziehung im heutigen sozialpolitischen und politischen Horizont.
Norbert Struck
Verstehen und Wissen in den Erziehungshilfen (S. 578-588)
40 Jahre Martin-Bonhoeffer-Häuser – das bedeutet für Norbert Struck 40 Jahre Arbeit am Thema Sozialpädagogik, speziell an den Hilfen zur Erziehung. Verstehen und Verständigung mit Kindern sind wieder in den Mittelpunkt der Praxis der Erziehungshilfen zu rücken und Wissen ist dazu zu gebrauchen, dass das so bleiben kann. Zu befürchten ist aber, dass es heute immer schwerer wird, solche Dämme zum Schutz von Verstehen, Verständigung und Autonomie in den Erziehungshilfen zu halten – auch weil die Wissensformen, die sich damals als so hilfreich erwiesen haben, heute – zu Unrecht! – verblasst sind und ihre kritische Kraft verloren haben.
Berichte
Christoph Butterwegge
Hartz IV und seine »Nutznießer« im Zerrspiegel der Massenmedien (S. 589-602)
Heinz Witteriede
Koordinaten einer Gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit im Kontext von Gesundheitsförderung – Krankheitsprävention – Krankheitsbehandlung (S. 603-611)
Mark Humme
Transforming Societies – A Challenge for Social Work in Europe. Tagungsbericht zur 12. Konferenz der »International Social Work & Society Academy« (TiSSA) vom 22. bis 27.08.2014 (S. 612-617)