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Zu diesem Heft (S. 3-4)
Jacob Kornbeck
Amerikanische Plutokratie und neoliberale Dekadenz (S. 5-17)
Bekanntlich behaupten viele (Kapitalisten, Politiker, bestimmte Journalisten), die USA seien eine demokratisch verfasste Gesellschaft. Dem korrespondiert die Rede von westlichen Werten, die, wie sich an verschiedenen imperialistischen Kriegen und anderen Interventionsformen der USA in der weiten Welt zeigen, überall zu ihrem »Wohl«, also Geschäfts- und Machtinteressen, implantiert werden sollen. Jacob Kornbeck stellt eine fulminante Studie vor, die in weltgeschichtlichem Kontext das reale Innenleben der US-Gesellschaft analysiert, dabei Elite-Politik und Fragen zunehmender Massenverelendung in den Blick nimmt. Gezeigt wird, wie seit den 1980gern im Kontext neoliberaler Ansätze die Lebensqualität für Nicht-Eliten sich immer mehr verschlechterte und als Verfolgung von »national interest« verkauft wurde. Diese »neoliberale Dekadenz« ist der entscheidende Beitrag zum politischen wie sozialen Niedergang der USA.
Smail Rapic
Scheitert der Kampf gegen den Klimawandel an der Funktionslogik des Kapitalismus? (S. 18-24)
Mit gesellschaftlichen Realitäten und Entwicklungsperspektiven anderer Art beschäftigt sich Smail Rapic, wenn er Ergebnisse einer Studie diskutiert, in der es um den Kampf gegen den Klimawandel im Kapitalismus, innerhalb dessen Funktionslogik, geht. Gezeigt wird, wie dieser Kampf zu scheitern droht, da die Macht- und Anreizstrukturen der kapitalistischen Produktionsweise in ihrer Form von Steuerung nur auf Wachstums- und Gewinnlogik ausgerichtet sind, die Überwindung der Ausbeutung fossiler Ressourcen somit nicht im Interesse der herrschenden Klasse liegt.
György Szell
Demokratie, Gewerkschaften und Rechtspopulismus (S.25-29)
Von Arbeitern, Demokratie und Rechtsradikalismus handelt György Szell in seiner Vorstellung von zwei Bänden zur Gewerkschaftsgeschichte. Zum einen geht es dabei um die Transformation der staatskapitalistischen Diktaturen Mittel- und Osteuropas in Gesellschaften, die von der kapitalistisch bestimmten Demokratie abgelöst wurden; zum andern handelt es sich um die Problematik, die bei Wahlen zunehmend zu Tage tritt und in der Frage endet, warum der Anteil von Gewerkschaftsmitgliedern unter den Wählern rechtsextremer Parteien so hoch ist und welche gewerkschaftlichen Strategien dem entgegengesetzt werden können.
Matthias Schulze-Böing
Gegen den paternalistischen Wohlfahrtsstaat. Bei der Idee des Grundeinkommens treffen sich neoliberale und linke Denkmuster (S. 30-35)
Wohlfahrtsstaatliche Positionierungen und damit Regulierungen hatten in den europäischen kapitalistischen Systemen auch vor dem Hintergrund von »Systemkonkurrenz« von Mitte der 60ger an bis zum Ende der 80ger Konjunktur. Matthias Schulze Böing präsentiert eine Studie, die ausgehend von der in diesen Entwicklungen eingebetteten Kritik am paternalistischen Wohlfahrtstaat zeigt, dass ein staatlich garantiertes Grundeinkommen zunehmend weltweit als Instrument zur sozialen Absicherung und Umverteilung betrachtet wird. Wichtig sind ihm in diesem Kontext die vielen Konvergenzen zwischen liberalen und linken Bürokratie- und staatskritischen Denkansätzen.
Jens Hildebrandt
Im Schatten der Aktivierung. Arbeitslosigkeit und Fallbearbeitung im Spannungsfeld sozialer Disziplinierung, Kontrolle und Ausschließung (S. 36-39)
Auch der Beitrag von Jens Hildebrandt bewegt sich im Bereich von Wohlfahrtspolitik, allerdings in Bezug auf Analysen zu Arbeitslosigkeit und Fallbearbeitung im Rahmen der Strategie sozialer Disziplinierung, die in der Folge von Harz IV realisiert wurde. Die von ihm vorgestellte Studie zeigt für ihn die Defizite und Schwächen der »Aktivierungspolitik« insbesondere durch die Perspektive auf die Betroffenen, die deutlich durch qualitative Interviews erkennbar werden, ohne allerdings für ihn positive Effekte für Arbeitssuchende zu berücksichtigen.
Sebastian Engelmann
»Kindergarten, however, lived on«. Oder: Die Pädagogik Friedrich Fröbels in der internationalen Diskussion (S. 40-47)
Mit dem Beitrag von Sebastian Engelmann, der die Erträge einer neueren Biografie zu Friedrich Fröbel rekonstruiert und im internationalen Forschungsdiskurs verortet, bewegen wir uns jetzt in andere Welten. Diese bedeutsame Biografie basiert auf umfangreichen Quellen, insbesondere auf Fröbels Briefen, und bietet sowohl neuen als auch erfahrenen Lesern wertvolle Einsichten, wobei sie darauf abzielt, den Mythos um Fröbel wohlbegründet zu entmystifizieren.
Joachim Weber
Dem Leben verschrieben (S. 48-51)
Für Joachim Weber bedeutet im Anschluss an Christian Niemeyer mit Nietzsche zu denken, immer radikal zu werden und dabei den Abgrund zu berühren. Dieser erforscht seit Jahrzehnten den Zusammenhang von Biografie und Denken bei Nietzsche und beansprucht dabei, auf eine »New School« der Nietzsche-Forschung zu stoßen. Gleichzeitig erlaubt dies, so die Schlussfolgerung, einen Blick auf die Sozialpädagogik, der von einer psychoanalytischen Lesart von Nietzsche geprägt ist und die soziale mit der sexuellen Frage verbindet.
Manfred Liebel
Der Streik der Zeitungsjungen von New York im Jahr 1899. Eine Rekonstruktion der Aktionsgeschichte arbeitender Kinder in den USA (S. 52-67)
Mit Manfred Liebels Text verbleiben wir im Bereich der Kindheitsforschung, da dieser in einer faszinierenden und weitgreifenden Herangehensweise den Streik der Zeitungsjungen von New York im Jahr 1899 zum Gegenstand macht. Er betrachtet die von ihm vorgestellte Analyseals einen wesentlichen Beitrag zur Rekonstruktion der Aktionsgeschichte arbeitender Kinder in den USA, dessen vielfältige wichtige kindheitspolitische wie kindertheoretische Elemente – u. a. in Bezug auf die Rolle der Mädchen und Fragen von Rassismus – er detailliert entfaltet.
Kenneth Rösen
Kritik des Zeitgeists oder: Gesellschaftstheorie ohne Gesellschaft? Auf dem Weg zu einer gesellschaftstheoretischen Konturierung der Sozialen Arbeit (S. 68-84)
In den letzten Jahren ist angesichts verschiedener gesellschaftlicher Krisen ein Revival der Gesellschaftstheorie zu verzeichnen. Dabei ist, so Kenneth Rösen in seinem großformatigen und grundlegenden Zugriff, allerdings zu beobachten, dass einige der auch öffentlich breit diskutierten Ansätze zwar griffige Schlagworte für ein oberflächliches Nachvollziehen gefühlter Wahrheiten anbieten, aber den Gegenstand der Gesellschaftstheorie – die Gesellschaft – dabei aus dem Blick verlieren. Dagegen wird hier für eine Konturierung der Gesellschaftstheorie argumentiert, die sowohl an eine Kritik der Politischen Ökonomie anschließt als auch ihre kritische Analyse auf das Alltagsleben der Menschen richtet.
Stephanie Trampler-Steigels
Sind wir narrative Lebewesen? Transdisziplinäre Erkenntnisse als Grundlage für Elemente eines erziehungswissenschaftlich orientierten Weges zu narrativer Mündigkeit (S. 85-100)
Über eine Reihe von Jahren hinweg hat die SLR das Revival der Anthropologie in ihrer philosophischen und politischen Ausgestaltung begleitet. Stephanie Trampler-Steigels widmet sich in ihrem weitgreifenden Text dem Ansatz, die Bestimmung des Menschen mit dem Begriff homo narrans zu fassen. Transdisziplinär ausgerichtet – literaturwissenschaftliche, neurowissenschaftliche, kulturwissenschaftliche und philosophische Erkenntnisse vermittelnd – werden Funktionen des narrativen Denkens, deren Wirkmächtigkeit im Kontext der Emulation des narrativen Gehirns nachgezeichnet, um abschließend Anschlussmöglichkeiten
in Bezug auf pädagogische Diskussionen zu skizzieren.
Mara Stieler/Michael Domes/Jennifer Burghardt/Robert Lehmann
KI: Innovation oder alter Wein in neuen Schläuchen? Herausforderungen und (An-)Fragen an die Soziale Arbeit als Beziehungsprofession (S. 101-112)
Mara Stieler, Michael Domes, Jennifer Burghardt und Robert Lehmann beleuchten in ihrem weitgreifenden Beitrag die aktuellen technologischen Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) und deren Bedeutung für die Soziale Arbeit. Im Fokus steht dabei der Einsatz generativer KI, deren, wie sie zeigen, disruptives Potenzial die Praxis der Sozialen Arbeit und die Lebenswelt der Adressat*innen schon jetzt beeinflusst. Diskutiert werden insbesondere die Implikationen dieser Technologien auf die Möglichkeiten einer professionellen Beziehungsgestaltung in der Sozialen Arbeit. Dabei wird die Relevanz von Qualifizierungsmaßnahmen für Fachkräfte sowie einer reflektierten Auseinandersetzung zur Sicherung professionsethischer Standards betont.
Michael Städtler
Politische Bildung. Vorab: Was heißt Politik, was heißt Bildung? (S. 113-123)
Die politische Erziehung, wie sie in Deutschland von den zuständigen Behörden definiert wird, so argumentiert Michael Städtler, beruht mehrheitlich auf einem formalistischen Begriff von Politik und einem instrumentellen Begriff von Bildung. Sie dient eher dem Einüben in die Verfahrensweisen der bestehenden Verhältnisse denn deren Verstehen. Damit ist sie noch in ihren kritischen Ambitionen konformistisch. Voraussetzungen für politische Bildung, die auf individuelle Autonomie zielte, wären gesellschaftstheoretische und philosophische Aufklärung über die humanen und sozialen Bedingungen politischen Handelns.
Maroje Visic
Foundations of Social Theory. A critical Intoduction (Neal Harris) (S. 124-126)
Heinz Sünker
The Marx Revival. Key Concepts and New Interpretations (Marcello Musto) (S. 126-129)
Ragnar Hoenig
Politische Einmischung in der Sozialen Arbeit: Analyse- und Handlungsansätze (Simone Leiber/Sigrid Leitner/Stefan Schäfer) (S. 129-132)
Autor*innen (S. 133)
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