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Zu diesem Heft (S. 3-4)
Michael Winkler
Die unerwartete Rehabilitation des idealistischen Bildungsbegriffes – und eine überraschende Verteidigung von Pädagogik (S. 5-16)
Basierend auf seinen evolutionsbiologischen Einsichten (in mehreren Ausgaben der SLR vorgestellt) arbeitet M. Tomasello seine Theorie der Ontogenese aus, die – so Michael Winkler – als Summe der Forschungen eines interdisziplinär arbeitenden Menschenwissenschaftlers gelten kann. Im Zentrum steht dabei die Frage nach der Besonderheit menschlichen Lebens und menschlicher Entwicklung, was in der humanen Fähigkeit, miteinander kooperieren zu können, gründet. Dabei sind Menschen auf eine ihre Entwicklung ermöglichende Kultur sowie darauf angewiesen, dass sie als Kinder mit bedeutungsvollen Erwachsenen zu tun haben. Daraus folgt, dass die Autogenese von Menschen nur mit einer Form von Pädagogik gelingt, die sie in ihrem Bildungsprozess unterstützt, aber auch Kultur bewahrt – Kultur aber als freie Tätigkeit, jenseits aller zweckbestimmten Arbeit. Dies, so die starke These des zweiten hier vorgestellten Bandes von J. Suzman, gedacht als Aufruf zur Überwindung kapitalistisch formbestimmter Arbeit, die nur zu einem zunehmend steigenden Energiebedarf führt und die Menschheit an den existenziellen Abgrund führt.
Marcel Schmidt
Bildung im Anthropozän oder für ein Anthropozän? (S. 17-25)
Von diesem Abgrund – im Kontext der Thematik von Bildung und Nachhaltigkeit – handelt auch die großformatige Auseinandersetzung von Marcel Schmidt mit einer Studie zu Bildung und/im Anthropozän. Es handelt sich mithin um Fragen nach den Rückwirkungen globalisierten menschlicher Handlungen, mit exemplarischem Bezug auf den von Menschen gemachten Klimawandel. Demzufolge hat Bildung heute, ausgehend von neuen globalen Formen der Verantwortung und Verpflichtung zur Solidarität, sich wesentlich neu zu orientieren.
Ullrich Bauer
Krise, Kritik und die Soziologie (S. 26-35)
Auch im nächsten Text geht es um die Analyse von und Auseinandersetzung mit ›Krisen‹, wie Ullrich Bauer herausstellt. Unter dem Titel »Krise und Kritik« werden Gesellschaftsanalysen von fünf wesentlichen Vertretern (Tocqueville, Marx, Durkheim, Simmel und Weber) aus der Geschichte der frühen Soziologie vorgestellt. Auch hier geht es um Fragen nach der Begründung der Notwendigkeit gesellschaftlicher Transformationsprozesse – aus der Erkenntnis gesellschaftlicher Krisen heraus.
Andreas Thiesen
Mit der Identitätspolitik gegen die Identitätspolitik: Didier Eribons »Grundlagen eines kritischen Denkens« (S. 36-40)
In die Gegenwart soziologischer Analysen hinein führt der Beitrag von Andreas Thiesen. Er hält fest, dass entgegen der Einschätzung, der soziologische Ruhm von D. Eribon gründe in dessen »Rückkehr nach Reims«, dieser sich vielmehr aus dessen bislang kaum beachteten Hauptwerk »Grundlagen eines kritischen Denkens« ergebe. Darin entwirft er eine Art »intersektionalen Strukturalismus«, dessen theoretische Argumentation in der Lage zu sein scheint, die vielschichtigen Kämpfe um und gegen Differenz heute miteinander zu verbinden.
Frank Müller
»In Paris hatte die Avantgarde ohnehin den Vorrang.« Walter Benjamin und der Konformismus der französischen Intellektuellen (S. 41-46)
In Frankreich bleibt auch der folgende Text von Frank Müller, der eine neue Studie zum Verhältnis Walter Benjamins zu Frankreich zum Anlass nimmt, dessen spezifische Interessen (u.a. interessanterweise an Positionen der Reaktion) auch in die politische und soziale Situation im Frankreich der 1930er Jahre einzubetten. Zudem kontextualisiert er das Verhältnis Benjamins zu anderen Mitgliedern des Instituts für Sozialforschung (Adorno, Horkheimer, Marcuse) in dieser Zeit – mit besonderem Bezug auf die Beziehungen zwischen Benjamin und Adorno.
Friedhelm Schütte
Kommunistische Internationale: Weltrevolution oder deren Verhinderung? (S. 47-52)
Die Kommunistische Internationale (KI) verstand sich als Avantgarde und Motor der Weltrevolution. 1919 in Moskau von den Bolschewiki installiert, von Stalin 1943 aus dem politischen Feld geräumt, eilte sie von Fehleinschätzung zu Fehleinschätzung, getragen von chronischer Selbstüberschätzung. Friedhelm Schüttes Auseinandersetzung mit Brigitte Studers Buch eröffnet einerseits Einblicke in die weltweiten Aktivitäten der KI, deren strategische Kalküle sowie Scheitern, andererseits eine Rekonstruktion individueller Lebensläufe, im Kontext von Terror, Verzweiflung und Tod. Besichtigt werden kann anhand der Lektüre sowohl die Spaltung der europäischen Arbeiterbewegung als auch eine Idee davon, was den ›Westlichen Marxismus‹ im Kern theoretisch umtreibt.
Smail Rapic
China – marxistisch gesehen (S. 53-56)
Im angestrebten ›kommunistischen Weltreich‹ bewegt sich der Beitrag von Smail Rapic mit der Thematik »China«. China als Weltmacht scheint für den »Westen« ökonomisch und politisch zu einem Problem auf unterschiedlichen Ebenen zu werden, wie dies die Sowjetunion vor einigen Jahrzehnten verkörperte. Vor diesem Hintergrund ist die Einschätzung eines marxistischen chinesischen Gesellschaftsanalytikers von besonderem Interesse und von besonderer Relevanz, wenn er Chinas Geschichte und Entwicklungen, Herausforderungen wie Perspektiven vorstellt.
Timm Kunstreich
Eduard Heimann: Kritische Sozialpolitik (S. 57-64)
Timm Kunstreich stellt facettenreich Ergebnisse einer Re-Lektüre der sozialpolitischen Werke des vor 90-100 Jahren sehr einflussreichen Eduard Heimann (1889-1967) vor. Der hatte als gerade 30-jähriger eine praktische Einführung in Probleme kapitalistischer Vergesellschaftung durch seine Tätigkeit als Sekretär zweier Sozialisierungskommissionen zwischen 1919 und 1922 erhalten. 1933 von den Nazis entlassen wird er in New York bis 1958 eine reichhaltige Forschungs- und Lehrtätigkeit entfalten, die allerdings weder in West- noch in Ost-Deutschland zur Kenntnis genommen wird. Mit dem Konzept »Angewiesenheit« gelingt ihm eine inhaltliche Füllung gesellschaftlicher Relationen, die heute noch relevant ist.
Manfred Liebel
Kinderrechte? – Kinderrechte! (S. 65-69)
Diese »Angewiesenheit« mag als Leitlinie bei Fragen nach Zusammenhängen zwischen Kinderrechten (auch diese oft Gegenstand von Beiträgen in der SLR) und der Praxis Sozialer Arbeit gelten. Manfred Liebel verweist zudem auf Diskurskontexte zum Thema, die das Selbstverständnis Sozialer Arbeit als Menschenrechtsprofession und deren Relation zu Kinderrechten betreffen. Von daher bewertet er die Ergebnisse einer neuen Publikation – vor allem aus juristischer Perspektive verfasst – kritisch und betont die Notwendigkeit, die Rechte der Kinder in einem interdisziplinär erarbeiteten Sinne zu verstehen.
Thomas Galli
Stimmen aus einer unheilvollen Welt (S. 70-74)
In diesen juristischen, kriminologischen Bereich bewegt sich Thomas Galli hinein, wenn er ein Buch vorstellt, dessen Texte Leben und Denken in einem deutschen Gefängnis unserer Tage von innen her ungeschminkt darstellen. Diese Textsorte ist keineswegs selbstverständlich, ist es doch schwierig, derartige authentische Berichte zu erhalten. Die offiziellen Verlautbarungen über Inhaftierte und die Verhältnisse in den Anstalten haben in aller Regel mehrere Hierarchieebenen der Justizbürokratie durchlaufen, bis sie nach außen das Bild zeichnen und kommunizieren, das den Interessen der Justiz möglichst entspricht.
György Széll
Corona, Arbeit und Sozialwissenschaften (S. 75-83)
Gyorgy Széll nimmt einige Neuerscheinungen zum Anlass, den Stand der Erkenntnis sowie der Diskussion zum Thema ›Covid und die Folgen‹ vorzustellen – dies mit besonderem Blick auf Arbeitsverhältnisse und Sozialwissenschaften. Ausgehend von verschiedenen Formen von »Krisenmanagement«, die politische Regulierungsversuche angenommen haben, werden vor allem Konsequenzen für die Bereiche des Arbeitslebens sowie sozialwissenschaftliche Befunde insgesamt kritisch diskutiert und die Prognosefähigkeit reflektiert.
Carsten Schröder
Politische Perspektiven Sozialer Arbeit in gesellschaftlichen Konflikten – Bildung, Sozialpolitik und die Soziale Frage im Kapitalismus (S. 84-95)
Dass Soziale Arbeit politisch ist, so Carsten Schröder, zeigt sich nicht zuletzt allgemein an der gesellschaftlichen, insbesondere gesellschaftspolitischen Einbettung und insbesondere an ihrem Bezug auf die jeweils aktuelle Fassung der Sozialen Frage. Auch wenn Soziale Arbeit mehrheitlich als gesellschaftsintegrative Komponente politischer Auseinandersetzungen und hegemonial verfasster wohlfahrtstaatlicher Regulierungen verstanden wird, so zeigt sich doch, dass die Neue Soziale Frage de facto die Alte Soziale Frage ist – es mithin um Fragen von Ausbeutung, Ausgrenzung und Benachteiligung im Kontext sozialer Ungleichheit geht.
Christine Weckwerth
Der »wahre« Sozialismus im Spiegel der Ideologiekritik von Marx und Engels – Zur epistemologischen Funktion dieser Auseinandersetzung (S. 96-114)
Christine Weckwert begreift die Kritik von Marx und Engels am so genannten »wahren« Sozialismus in ihren Manuskripten zur »Deutschen Ideologie« als wesentlichen Beitrag zu ihrem Ideologie- und Geschichtskonzept. Theoriebildung und Ideologiekritik werden entsprechend als zwei Seiten des von ihnen generierten Wissens angesehen (auch dies Gegenstand von vielen Beiträgen in der SLR). In einem 1. Punkt wird vorbereitend Marx‘ Kritik des Sozialismus und Kommunismus aus einer entfremdungstheoretischen Perspektive dargelegt. Ein 2. Punkt arbeitet Marx‘ und Engels‘ Einwände gegen den deutschen Sozialismus heraus, gegen den sie in ihren Manuskripten aus einer ideologiekritischen Perspektive polemisieren. Zudem wird auf den in diesen Manuskripten konzipierten historisch-materialistischen Theorierahmen eingegangen. Ein 3. Punkt beschäftigt sich mit der epistemologischen Funktion ihrer Ideologiekritik, die zur Konzipierung einer – die Systematisierung von Bewusstseinsprozessen einschließenden – Wissenschaft der Gesellschaft führt.
Micha Brumlik
Projektionen auf den Zionismus. Nichtjüdische Wahrnehmungen des Zionismus im Deutschen Reich 1897-1933 (Fabian Weber)
Die Konstruktion einer hybriden ›jüdischen Nation‹. Deutscher Zionismus im Spiegel der Jüdischen Rundschau 1902-1914 (Sabrina Schütz) (S. 115-117)
Joseph Biggerstaff
Eric Hobsbawm: A Life in History (Richard Evans) (S. 117-119)
Manfred Liebel
Children in Social Movements: Rethinking Agency, Mobilization, and Rights (Diane M. Rodgers) (S. 119-122)
Micha Brumlik
Kinder der Ungleicheit. Wie sich die Gesellschaft ihrer Zukunft beraubt (Carolin Butterwegge/Christoph Butterwegge) (S. 122-124)
Cara Röhner
Code des Kapitals: Wie das Recht Reichtum und Ungleichheit schafft (Katharina Pistor) (S. 124-126)
Katja Maar
Wohnungslose Menschen. Ausgrenzung und Stigmatisierung (Jürgen Malyssek/Klaus Störch) (S. 126-128)
Ulfrid Kleinert
Islamische Karten – der andere Blick auf die Welt (Yossef Rapoport) (S. 129-130)
Micha Brumlik
Die philosophische Lehre des Platonismus. Die Ethik im antiken Platonismus der Kaiserzeit (Christian Pietsch) (S. 131-133)
Autor*innen (S. 135)
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