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Zu diesem Heft (S. 3-4)
Rezensionsaufsätze
Michael Brie
Demokratie als Vorstufe auf dem Weg zum Kommunismus? (S. 5-13)
Die Frage nach dem widersprüchlichen Verhältnis von Demokratie und Kapitalismus in einer Lösungsperspektive kann auch durch die Frage nach dem Verhältnis von Demokratie und Kommunismus akzentuiert werden. Michael Brie rekonstruiert wesentliche Argumente und Darstellungen einer Studie zu Fragen einer »wahren« Demokratie – in ihren Stärken und Schwächen – im Kontext der Analysen des frühen Marx (von 1835 bis 1843). Gezeigt wird die Entwicklung des Marxschen Denkens im Bruch mit Hegel, dem Bezug auf Rousseau und dem Weg zum ›Kommunismus‹. Ins Zentrum gerät dabei das Interesse von Marx an einer Gesellschaft freier Bürgerinnen und Bürger, deren Beziehung auf das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, Freiheit und Vernunft noch weiter zu entwickeln ist.
Terrell Carver
The »German Ideology« Rediscovered (S. 14-21)
Eine Fortsetzung der oben angesprochenen gesellschaftsanalytischen Diskurse und Positionierungen findet sich nicht nur zeitlich in der »Deutschen Ideologie«, deren historisch-kritische Edition Terrell Carver zum Anlass nimmt, Probleme von Textgeschichte und Theoriebildung in einem wesentlichen Moment von Entstehungsgeschichte des Marxismus kritisch zu rekonstruieren. Von besonderem Interesse ist dabei nicht nur für den Rezensenten, dass ein besonderes »Gespenst« hier auf sich aufmerksam macht: Es geht darum, dass und wie D. B. Rjazanov, der gerühmte Verantwortliche für die erste MEGA – und zugleich ein Opfer der Stalinschen Massenmorde – sich bereits vor 90 Jahren um das Geheimnis der materialistischen Geschichtsanalyse bemüht hat.
György Széll
Ende des Arbeitszwangs? (S. 22-27)
Kritische Gesellschafts- und Geschichtsanalyse steht auch im Vordergrund einer Studie, der sich György Széll kritisch widmet. Dort geht es um die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit einer ›anderen‹ Gesellschaft, einer »jenseits des Arbeitszwangs«. Für den Rezensenten stellt sich dies als sympathischer Anspruch respektive als Utopie dar, bleibt für ihn allerdings angesichts der Frage nach Realisierungschancen, in Verbindung mit der nach Akteuren, noch zu unbestimmt.
Monica Massari
»The Refugee Crisis«, Solidarity Mobilization and the Crisis of European Humanity (S. 28-33)
Ins Zentrum anders gelagerter gegenwärtig drängender und dringlich zu bearbeitender Gesellschaftsprobleme führt der grundlegende Beitrag von Monica Massari, die sich mit der katastrophalen Lage der Flüchtlinge in Europa, dem Problem, Solidarität zu entwickeln und dem Mangel an Humanität anhand einer neuen Studie beschäftigt. Sie verbindet dies mit der Darstellung dreier wesentliche Elemente, die die gegenwärtige Situation bestimmen: Zum ersten geht es um Faktoren, die die so genannte »Flüchtlingskrise« in Europa 2015 ausgelöst haben, zum zweiten um die organisierte Nichtverantwortlichkeit der europäischen Staaten, zum dritten um zivilgesellschaftliche Bewegungen zum Schutz von Flüchtlingen.
Wolfgang Völker
Die zerrissene Republik (S. 34-41)
In der Linie der Debatte um die Bearbeitung gesellschaftspolitisch produzierter Problemlagen bleibt auch der Beitrag von Wolfgang Völker, der unter dem Titel »Die zerrissene Republik« den Ertrag einer Analyse unterschiedlicher Dimensionen sozialer Ungleichheit und deren Politisierung in der Bundesrepublik diskutiert. Deutlich wird dabei, dass in einer klassenstrukturierten kapitalistischen Gesellschaft soziale Ungleichheit und deren Folgen mindestens sozialstaatlich eingeholt werden müssen, sollen nicht die dank der neoliberalen Konterrevolution zu konstatierenden Folgen immer schärfer werden.
Désirée Beaumont
Sozialpädagogisches Denken gegen den Mainstream: Handlung, Sinn und Struktur als Grundlage professionellen Handelns (S. 42-51)
Diejenigen, die mit gesellschaftlichen Problemlagen und ihren Folgen für Individuen befasst sind – vielleicht sogar manchmal erfolgreich daran arbeiten – bewegen sich professionell in der Sozialen Arbeit. Auf der Basis rekonstruktiver Sozialforschung und in Verbindung mit darauf aufbauender empirischer Wissensbildung kann es, wie Désirée Beaumont mit Bezug auf die Beiträge eines neuen Bandes zu unterschiedlichen Handlungsfeldern zeigt, gelingen, Phänomene sozialer Lebenspraxis zu entziffern und praktisch bearbeitbar machen.
Sammelbesprechung
Micha Brumlik
Sozialwissenschaftliche Anthropologie und ihre philosophische Deutung – bahnbrechende Neuerscheinungen (S. 52-54)
Micha Brumlik präsentiert prägnant wesentliche Ergebnisse neuer Studien zu Grundfragen aus Philosophie und Naturwissenschaft nach dem »Menschen«, wie sie bedeutende Autoren
vorgelegt haben. Er verortet dies in klassischen Diskursen, in denen seit der Aufklärung Problemstellungen der Anthropologie nachgegangen worden ist, um angesichts des neuen Erkenntnisstandes einen realen Fortschritt in Erkenntnis und Diskursniveau festzustellen – vor allem mit dem Werk von Michael Tomasello (in der SLR selber vertreten und diskutiert) ist dieser Fortschritt verknüpft.
Forschungsberichte
Ulfrid Kleinert
Islam damals und heute sowie Debatten zur Integration (S. 55-78)
Im dritten Teil seines großformatigen und grundlegenden Forschungsberichtes zum Thema »Islam« (nach SLR 78 und 79) präsentiert Ulfrid Kleinert zum einen Erträge von Beiträgen zur Geschichte und zu innerislamischen Reformdebatten sowie zu seiner Thematisierung in der politischen Bildung und zum anderen Debattenbeiträge zu Fragen nach Islam und gesellschaftlicher Integration(skraft), die zwischen analytischen Klarstellungen sowie ignoranten und böswilligen islamophoben Positionen changieren.
Michael Winkler
»Wer in der Kritik des common sense so weit geht wie ich, muss die einfache Forderung erfüllen, daß er common sense hat« (S. 79-89)
Mit dem 50. Todestag von Th. W. Adorno, einem der wesentlichen Intellektuellen der postfaschistischen Bundesrepublik, wurden eine Reihe seiner nachgelassenen Werke sowie eine Sammlung seiner Vorträge vorgelegt, die Michael Winkler zum Anlass nimmt – und dies wird ergänzt durch den Einbezug einer neuen Darstellung der Geschichte der Kritischen Theorie – diesen als einen faszinierenden Intellektuellen vorzustellen, jeder Art von akademischem Elitismus oder Arroganz abhold, vielmehr interessiert an Möglichkeiten der Bildung für eine aufgeklärte demokratische Gesellschaft. Eine besondere Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Studie zur autoritären Persönlichkeit, ihren Analysen zu Antisemitismus und der Entwicklung politischer Strategien, die diesem entgegenzuwirken vermögen.
Essays
Gérard Raulet
Demokratischer Umbruch – Zur Krise der Repräsentation in Frankreich (S. 90-101)
Die Bewegung der »gelben Westen« in Frankreich, die Gérard Raulet zum Ausgangspunkt seiner Analyse macht, ist alles andere als eine episodische Protestbewegung. Sie rüttelt an den Grundlagen einer neokapitalistischen Ordnung, für welche die kurzfristigen finanziellen Erträge wichtiger geworden sind als die längerfristige Aufrechterhaltung des Systems selbst. Aus der finanziellen Krise von 2008 scheint der Neoliberalismus nur die Lehre gezogen zu haben, dass er trotz allem an seinem Modell festhalten kann. Daraus entsteht eine tiefgreifende Legitimationskrise, die in der politischen Kultur einen Bruch offenlegt, dem keine Politik des Konsensus oder gar der Anerkennung abhelfen kann. Der Text fragt zudem nach den theoretischen Ansätzen, die diesem Phänomen Rechnung tragen können.
Sabine Doyé
Hegels Rechtsphilosophie in der Kritik des jungen Marx (S. 102-117)
Wie am Anfang dieser Ausgabe wird das Verhältnis von Marx zu Hegel auch am Ende thematisch. Gegenstand des Textes von Sabine Doyé ist das Verständnis von »Kritik« im Kontext des Marxschen Denkens. Für den jungen Marx erwächst der kritisch-emanzipatorische Impuls aus der Konfrontation mit Hegels idealistischer Dialektik; weil diese als spekulative Verkehrung den Blick auf die gesellschaftliche Wirklichkeit verstellt, kann nur eine »materialistische« Umkehr das Bewusstsein befreien. Die begrenzte Erklärungskraft dieser Theorie zeigt sich indirekt – so die These – im Neuansatz des reifen Marx. Dieser analysiert die materiellen Lebensverhältnisse im Medium ihrer Darstellung in der bürgerlichen Politischen Ökonomie; in den Prämissen dieser Theorie entdeckt er Verstellungen, die sich nicht mehr ideologiekritisch aus der Perspektive des »richtigen« Klassenbewusstseins entlarven lassen.
Christoph Sänger
Einmaliges Triumvirat. Skizzen eines Gipfeltreffens (S. 118-125)
Wenn sich drei Protagonisten der wissenschaftlichen Pädagogik in Deutschland, die nicht ohne Einfluss auf Haupt- und Nebenströmungen des Fachs in den letzten Jahrzehnten gewesen sind, treffen, dann kann das zu einem regen, neue Ideen generierenden Gedankenaustausch führen. Aber auch andere Verwicklungen sind möglich, wovon der vorliegende Text von Christoph Sänger unter Rückgriff auf eine Erzählung von Robert Gernhardt berichtet. Wetteifern, Verstummen und am Ende die Thematisierung des Verstummens – angeboten wird ein nicht ganz ernst gemeinter Blick in den Alltag der Wissenschaft nebst einer Hinführung zu drei konkurrierenden, einander aber doch nicht ganz fremden Pädagogikansätzen.
Einzelbesprechungen
Knut Bergbauer
Judentum und Arbeiterbewegung. Das Ringen um Emanzipation in ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Markus Börner, Anja Jungfer, Jakob Stürmann) (S. 126-129)
Andreas Keil
Kritische Geographien ländlicher Entwicklung. Globale Transformationen und lokale Herausforderungen (Michael Mießner, Matthias Naumann) (S. 129-131)
Mandy Falkenreck
Kindheit und Raum (Rita Braches-Chyrek, Charlotte Röhner) (S. 131-133)
Heinz Sünker
Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst (Jaron Lanier) (S. 133-134)
Autor*innen (S. 135)
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