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Literaturbericht
Jan Düker
Entfremdung in staatlichen Transformationsprozessen – Soziale Arbeit im disziplinären Rückspiegel (S. 7-33)
Festschriften für Professoren zu bestimmten Daten können, wenn es gut geht und die Kolleginnen und Kollegen nicht nur aus der Schublade ziehen, was da liegt, den Entwicklungsstand einer Disziplin rekonstruktiv einholen respektive repräsentieren. Jan Düker nimmt drei aktuelle Fälle (Rauschenbach, Sünker, Winkler) zum Anlass, Heterogenität wie Einheit im Umgang mit grundlagentheoretischen Problemstellungen der Sozialen Arbeit und Pädagogik darzustellen wie kritisch zu diskutieren. Dabei stellt er – auch angesichts unterschiedlicher Ausgangslagen – den immer feststellbaren gesellschaftskritischen Impetus, der sich mal stärker mal schwächer konstatieren lässt, ins Zentrum. Er schlägt vor, die gesellschaftsanalytische Kategorie der »Entfremdung« als gemeinsamen Nenner der vorgestellten Diskurse zu nehmen, um Konsequenzen für den Umgang mit Theorien und Geschichte Sozialer Arbeit im Kontext wohlfahrtsstaatlicher Transformationsprozesse (wieder) präzise(r) fassen zu können – damit, wenn man so will, an Diskurse der siebziger Jahre um »die politische Produktivität Sozialer Arbeit« anzuknüpfen bzw. diese weiterzuschreiben.
Rezensionsaufsätze
Sebastian Voigt
Rolle rückwärts. Anmerkungen zur aktuellen geschichtspolitischen Debatte über den Ersten Weltkrieg in Deutschland (S. 34-46)
Mit der Erinnerung an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren verbindet sich nicht allein die Erinnerung an die erste große Katastrophe des an Katastrophen reichen »kurzen Jahrhunderts« (Hobsbawn), auf die Tagesordnung kommen damit auch grundsätzliche Fragen von Geschichts- und Erinnerungspolitik – als äußerst umkämpftem Terrain. Es geht – immer noch – um die »Schuldfrage«, auch wenn dies von so manchem Geschichtsrevisionisten gerne ausgeblendet bzw. revidiert wird. Sebastian Voigt wagt sich als Zeithistoriker weit vor und qualifiziert zwei neue, viel diskutierte und gelobte Studien, die von Clark und Münkler, als Beiträge zu dem für bestimmte Fraktionen des deutschen Bürgertums beliebten Revisionismus, mit dem das Deutsche Kaiserreich entschuldet werden soll. Er erinnert deshalb zunächst an die Fischer-Kontroverse, um dann den Ertrag der neuen Bände und ihren Diskurskontext zu diskutieren und ihre Positionierung kenntnisreich zu kritisieren.
Philip Wexler
Unholy Alliance: Max Horkheimer and Erich Fromm (S. 47-51)
Geschichts- und erinnerungspolitisch von anderer Provenienz sind die von Philip Wexler vorgestellten, in den USA erschienenen, neuen Biographien zu Max Horkheimer und Erich Fromm. Er kontextualisiert beide Bände im Rahmen der Geschichte der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule und verdeutlicht ihren Ertrag sowohl im Biographischen, das sich im Falle Horkheimers auf dessen frühe und mittlere Jahre bezieht, als auch auf die gelungene wie zerbrochene Kooperation zwischen den beiden Protagonisten. Deutlich werden dabei sowohl die sozialtheoretischen Leistungen beider als auch die Bedeutung Erich Fromms für die frühe und mittlere Periode der Frankfurter Schule, da dieser – bis zum Bruch – ein wesentlicher Vermittler psychoanalytischer Themen war.
György Széll
Über Marx hinaus? (S. 52-59)
Dieser angedeuteten Geschichts- und erinnerungspolitischen Linie folgend lässt sich auch der Beitrag von György Széll lesen, wenn er sich mit dem Band »Über Marx hinaus?« beschäftigt. Die hier vorgelegte Diskussion um das Werk von Marx und seine Bedeutung für Arbeitsgeschichte und Arbeitsbeziehungen zeigt einmal die Vielfalt wie den Facettenreichtum der Einsichten wie Auseinandersetzungen, die mit der Frage nach ›Marx und die Folgen‹ verbunden sind – wenngleich in einer anderen Weise als dies mehrheitlich in den letzten Jahren in der SLR, wo es mehr sozialphilosophisch zuging, geschah. Deutlich werden dabei die sehr unterschiedlichen – möglichen – Analysen und Interpretationen von Befunden, die beweisen, dass das Fragezeichen im Titel zurecht dasteht.
Ulf Sauerbrey
Hat die Erziehungswissenschaft ein systematisches Defizit? (S. 60-66)
Der disziplinpolitisch akzentuierte Text von Ulf Sauerbrey begibt sich in eine klassische wie aktuelle Auseinandersetzung, wenn er die Frage nach »einem systematischen Defizit« der Erziehungswissenschaft stellt, denn die allgemeine Pädagogik hat es bislang mehrheitlich für selbstverständlich gehalten, sich der »einheimischen Begriffe« anzunehmen – und daraus auch ihre Legitimation sowie manches Mal ihre Stellung abgeleitet. Die Diskussion dieser Frage im Rahmen neuer Publikationen zeigt das Ende bestimmter Selbstverständlichkeiten sowie die Notwendigkeit einer Neubesinnung.
Rudolf von Fischer
Sozialstaat Schweiz? (S. 67-78)
Die Schweiz möchte nicht nur, wie einst ein berühmter Autor – J. Ziegler – schrieb, über jeden Verdacht erhaben sein, sie möchte wohl auch als »Sozialstaat« gelten. Rudolf von Fischer nimmt das Erscheinen des »Handbuch Sozialwesen Schweiz« zum Anlass, diese Problematik aufzuschlüsseln und zu diskutieren. Er stellt, nachdem über 25 Jahre nichts Dergleichen mehr erschienen ist, die mannigfachen Beiträge im Kontext der Struktur des Handbuches vor, so dass sich ein detailliertes Bild der Dimensionen und Diskurse, der Praktiken und sozialen Probleme in der Schweiz zum Thema ergibt.
Sascha Schierz
Street Art-Karrieren: Zwischen Kriminalität und Kunst (S. 79-83)
Sascha Schierz, einst selber mit einer thematisch einschlägigen Studie befasst, thematisiert anhand einer neuen Publikation die Problematik von Street Art- Karrieren zwischen Kriminalität und Kunst. Sein berühmtester Bezugspunkt ist dabei quasi selbstverständlich Banksy, der als Graffiti-Künstler mit seinen Werken inzwischen am Kunstmarkt hoch gehandelt wird. An seinem Werk, aber auch, wie im Buch rekonstruiert, dem anderer, lassen sich Veränderungen in der Kunstproduktion wie auf dem Kunstmarkt erkennen, die Fragen von Kommodifizierung und Marktförmigkeit in neuem Licht erscheinen lassen. Klar ist aber auch, dass die Frage nach der Relevanz von Graffiti-Produktion(en) in politischen Auseinandersetzungen sich damit (noch) nicht erledigt hat.
Sammelbesprechung
Julia Hildebrand/Alexandra Retkowski
Ethik in der Sozialen Arbeit, sozialpädagogische Ethik und die Frage des Normativen (S. 84-96)
Dem Ethik-Boom in der Sozialen Arbeit folgen Julia Hildebrand und Alexandra Retkowski in ihrem Text, wenn sie eine Reihe von wesentlichen Büchern zum Thema, erschienen in den letzten Jahren, vorstellen und ihren jeweiligen Ertrag bedenken. Die ethische Dimension sozialer Problemlagen sowie die ethischen Herausforderungen sozialpädagogischen Handelns werden zunehmend in Disziplin und Profession wie in der Öffentlichkeit thematisch – wenngleich dort häufig nur im Rahmen skandalisierter Fälle (vor allem des Kinderschutzes). Im Zentrum des Interesses der Autorinnen steht dabei die Frage nach der Bedeutung ethischer Motive im Zusammenhang mit der Aufdeckung und Prävention von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, was inzwischen in Fachwelt und Öffentlichkeit unter dem Begriff »Kultur der Achtsamkeit « behandelt wird. In den Blick gerät so auch die Frage nach möglichen Vermittlungen von professioneller Handlungskompetenz und Klientenbildern.
Essay
Michael Tomasello
Das ultra-soziale Tier (S. 97-111)
Mit Michael Tomasello formuliert einer der seit einigen Jahren meist diskutiertesten Forscher im Bereich nicht nur der evolutionären Anthropologie in diesem Essay eine Zusammenfassung seiner Erkenntnisse zu Menschen und anderen Primaten. Unser Beirats-Mitglied, Prof. Jo Moran- Ellis, die sich seit langem mit dieser Thematik befasst, hat eine Einführung zur Verortung des Textes geschrieben.
Trendbericht
Knut Bergbauer
Davidstern am Hohen Meißner? (S. 112-145)
Geschichts- und erinnerungspolitische Grundsatzfragen stehen auch im Zentrum des großformatigen Trendberichts von Knut Bergbauer, der neue Forschungsergebnisse zu »Wandervogel, Antisemitismus und jüdische Jugendbewegung« entfaltet und diskutiert. Er verortet diese Fragestellung, die anlässlich eines anderen 100., des Meißner-Festes, erneut und manchmal neu »die dunklen Seiten der Jugendbewegung« (Niemeyer) auf die Tagesordnung brachte, in den historischen Konstellationen, die die interpretatorischen Probleme der Jugendbewegung von Anfang an begleiteten. Gegen die ›Mehrheitsfraktion‹ der Jugendbewegung, an der sich die Antisemitismusfrage immer wieder darstellen lässt und bei der die bekannte Frage auf ihre Integration in den Nationalsozialismus zielt(e), stellt er die Bedeutung der jüdischen Jugendbewegung heraus. Deren Geschichte – auch mit Bezug auf bedeutende Persönlichkeiten – gilt es zu erinnern, damit ihre Zerschlagung durch den Faschismus nicht das Ende bedeutet.
Einzelbesprechungen
Günter Dux
Demokratie als Lebensform. Die Welt nach der Krise des Kapitalismus. (Ursula Schumm-Garling) (S. 146-148)
Jutta Heiderich
Gerechtigkeit in Organisationen. Im Spannungsfeld von Bedürfnissen, Macht und Arbeitszufriedenheit. (Rita Braches-Chyrek) (S. 148-150)
Michael Behnisch/Walter Lotz/Gudrun Maierhof
Soziale Gruppenarbeit mit Kindern und Jugendlichen. (Helmut Reiser) (S. 150-152)
Dieter Nelles
Deutsche Antifaschistinnen in Barcelona 1933-1939. (Micha Brumlik) (S. 152-154)
Stephanie Bethmann/Cornelia Helfferich/Heiko Hoffmann/Debora Niermann
Agency. Die Analyse von Handlungsfähigkeit und Handlungsmacht in qualitativer Sozialforschung und Gesellschaftstheorie. (Sven Huber) (S. 154-155)
Jane Schuch
Mosambik im pädagogischen Raum der DDR. (Ingrid Miethe) (S. 155-158)
Andy Green
Education and State Formation. (Antonio Fco. Canales Serrano) (S. 158-159)
Autorinnen/Autoren (S. 160)
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