Beiträge
Thure Alting
Eine Profession und die Schuld. Die Soziale Arbeit und ihr Umgang mit dem Nationalsozialismus von 1945 bis 1990 (S. 193-211)
Der Beitrag von Thure Alting verweist auf eine Leerstelle in der Forschung zur Wirkungsgeschichte des Nationalsozialismus in der Sozialen Arbeit und verfolgt das Ziel, deren Geschichte des Umgangs mit Schuld und Verantwortung zwischen 1945 und 1990 nachzuzeichnen, orientiert an verschiedenen geschichtswissenschaftlichen Studien zur Historiografie des Nationalsozialismus. Ein zentraler Erkenntnisschwerpunkt dieser Studien liegt in der Analyse der gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie der politischen Legitimationsfunktion von Geschichtsschreibung. Hierfür werden nicht nur Debatten und Kontroversen berücksichtigt, sondern auch personenbezogene Fragen zu den jeweils handelnden Akteur*innen gestellt.
Helga Kelle/Nina Kläsener/Stephan Dahmen
Situierte Kasuistik als Heuristik (Teil I). Ein Beitrag zur Forschungsdebatte um narrative Praktiken in der Sozialen Arbeit (S. 212-224)
Anschließend an die Forschungsdebatte zu »narrativen Praktiken« verschieben und erweitern Helga Kelle, Nina Kläsener und Stephan Dahmen gegenüber vorliegenden Ansätzen vor dem Hintergrund von Institutional Ethnography und Organization Studies die methodologischen und heuristischen Perspektiven für die Debatte und schlagen einen Forschungsansatz vor, der nicht allein auf narrative Praktiken, sondern auch auf organisationale Artefakte fokussiert, um situierte Fallarbeit und deren kasuistische Logik zu rekonstruieren.
Anna Lena Rademaker/Christin Schörmann/Chantal Quehl
Akteur:innen in Zerrissenheit. Professionelles Handeln Sozialarbeitender im Krankenhaus (nicht nur) unter Krisenbedingungen der COVID-19 Pandemie (S. 225-248)
Das Projekt »Der Krankenhaussozialdienst im Krisenmodus – Erkenntnisse für eine zukunftsträchtige Versorgung durch die Soziale Arbeit im interdisziplinären Team in Ostwestfalen-Lippe (OWL) post COVID-19 (postCOVID@owl)« hat zum Ziel, die Handlungs(un)möglichkeiten Sozialarbeitender im Krankenhaussozialdienst abzubilden. Basierend auf den Erkenntnissen der Studie werden von Anna Lena Rademaker, Christin Schörmann und Chantal Quehl Hinweise identifiziert, die einerseits das professionelle Handeln Sozialarbeitender im Krankenhaus formieren und andererseits mit den Erfahrungen
aus dem Projekt Hinweise auf eine Weiterentwicklung und Professionalisierung Sozialer Arbeit im Krankenhaus zulassen.
Anne-Kathrin Schmitz/Marc Weinhardt/Dominic Becking/Matti Laak/Udo Seelmeyer/Philipp Waag
»Ich hab’ gefragt, ob sie das lesen kann, das war eigentlich schon fast ne rhetorische Frage und dann hat sie aber nein gesagt«. Gründe für das Scheitern einer (immersiven) Videoberatung und was wir daraus lernen können (S. 249-263)
Das Forschungsprojekt STellaR befasst sich mit der Frage, wie Videoberatung möglichst niedrigschwellig, ohne Technikkenntnisse auf Seiten der Adressat:innen und hoch immersiv im ländlichen Raum etabliert werden kann. Anne-Kathrin Schmitz, Marc Weinhardt, Dominic Becking, Matti Laak, Udo Seelmeyer und Philipp Waag stellen das Konzept sowie erste Ergebnisse der ersten explorativen Teilstudie des Projekts zur Implementierung einer Dokumentenbearbeitung auf Distanz vor. Im Fokus steht dabei als konstituierendes Element dieses ersten Aufbaus die Nutzung der Echtzeit-Dokumentenkamera.
Florian Schumacher
Alleinstehende Männer mit Duldung als Zielgruppe für die Soziale Arbeit. Eine Analyse zu Handlungsfähigkeit, Lebenslagen und Interventionsmöglichkeiten (S. 264-279)
Florian Schumacher analysiert in seinem Beitrag die tatsächlichen eingeschränkten Lebensbedingungen von alleinstehenden Männern mit Duldung, um davon ausgehend zu diskutieren, was dies für die Praxis Sozialer Arbeit mit der Zielgruppe bedeuten kann. Hierzu wird zunächst der in der Forschung zu Geflüchteten gängige Agency-Ansatz kurz referiert, um im Anschluss anhand von Fallschilderungen aus der Praxis Sozialer Arbeit dessen Begrenztheit für die Situation vieler alleinstehender geduldeter Männer aufzuzeigen. Auf dieser Basis wird daraufhin eine erweiterte theoretische Perspektive entworfen,
bevor im abschließenden Abschnitt Implikationen für die Soziale Arbeit diskutiert werden.
Matthias Moch
Was man nicht sagen, nur zeigen kann. Professionelle Kompetenz als Praktik (S. 280-293)
Wie kann man über etwas schreiben, über das man nicht sprechen kann? Und: Wie kann man etwas, was gemeinhin als personenbezogene fachliche Eigenschaft angesehen wird, mit einem praxeologischen Theoriebegriff belegen? Matthias Moch unternimmt mit seinen Ausführungen zur professionellen Kompetenz als Praktik den Versuch, ein Verstehen kompetenten Handelns zu vertiefen, indem ein handlungstheoretischer Rahmen um eine praxistheoretische Perspektive erweitert wird.
Bericht
Peter-Georg Albrecht
Kommunikative Säkularisation.
…im Prozess der Strukturierung der Sozialen Arbeit, Sozialverwaltung und Sozialpolitik in der Sowjetischen Besatzungszone am Beispiel der Verlautbarungen des Zentralausschusses der Volkssolidarität im Jahr 1947 (S.294-302)
Essay
Benno Hafeneger
Jugendzeit. Ein prognostischer Blick in die Zukunft (S. 303-308)